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Titus 1

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Vers 1

Apostel, Glauben und Erkenntnis


Tit 1,1. Paulus beginnt seinen Brief damit, dass er seinen Namen nennt. Damit will er nicht seine eigene Person in den Vordergrund stellen: Es geht ihm um den Dienst, zu dem er berufen ist. Deshalb verbindet er mit seinem Namen zwei Funktionen, nämlich die eines Knechtes und die eines Apostels. Zuerst nennt er sich „Knecht Gottes“. Damit stellt er sich mit Titus und dir auf eine Stufe. Er ist in erster Linie ein Knecht Gottes, so wie du das auch in erster Linie bist. Wenn du den niedrigsten Platz einnimmst, bist du am besten zum Dienst geeignet (vgl. Lk 22,26).

Nachdem er sich als Knecht vorgestellt hat, bezeichnet er sich als „Apostel“. Als Apostel hat er einen Platz der Autorität. Darin steht er nicht mit Titus und dir auf einer Stufe, sondern darüber. Es ist gut, noch einmal darauf hinzuweisen, dass er sich zuerst Knecht und erst danach Apostel nennt. Autorität im Sinne Gottes kann man nur in der Gesinnung eines Knechtes ausüben. Um ein guter Führer zu sein, muss man zunächst einmal wissen, was es heißt, ein Knecht oder ein Diener zu sein. Doch er nennt sich auch Apostel. Und damit hat er eine Stellung und eine Aufgabe, die ihm Autorität verleiht und Gehorsam verlangt.

Im Anschluss daran gibt er den Beweis für seine Apostelschaft. Das tut er nirgends so ausführlich und so betont wie hier. Es fällt auf, wie sehr er seine Apostelschaft mit den Gläubigen in Verbindung bringt. Du wirst das in den Tit 1,1-3 sehen. Auch fällt auf, dass er in einer ganz besonderen Weise von den Gläubigen spricht. Seine Apostelschaft ist in erster Linie „nach [oder: in Übereinstimmung mit] dem Glauben der Auserwählten Gottes“ (vgl. Röm 8,33; Kol 3,12). Das schließt eine Apostelschaft in Übereinstimmung mit dem Gesetz oder in Verbindung mit einem irdischen Volk aus. Die Apostelschaft des Paulus gehört nicht zum Gesetz, sondern zum Glauben. Gesetz und Glaube schließen einander aus (Gal 3,12).

Paulus unterwirft seine Apostelschaft nicht der Beurteilung durch das Gesetz, sondern der Beurteilung durch den Glauben. Es geht ihm nicht um einen Gehorsam gegenüber Regeln und Gesetzen, sondern um einen Gehorsam, der dem Glauben entspringt. Dieser Glaube ist bei den „Auserwählten Gottes“ vorhanden. Weil es hier um die Gemeinde geht, ist es offensichtlich, dass man hier an die Auserwählung zu denken hat, die „vor Grundlegung der Welt“ stattgefunden hat (Eph 1,4). Weil du glaubst, bist du von Gott auserwählt. Dann wirst du die Autorität der Apostelschaft des Paulus anerkennen.

Praktische Anwendung: Heute kann man sagen, dass jeder geistlich gesinnte Führer den Glauben der Auserwählten im Blick hat und seine Autorität in Übereinstimmung damit ausübt. Er bringt nicht unter ein Joch, sondern legt Wert auf den Glaubensgehorsam. Dabei geht es ihm bei den Gläubigen nicht in erster Linie um die äußeren Dinge, sondern um ihre Herzen, um ihr inneres geistliches Leben.

Es gibt ein zweites Kriterium für die Apostelschaft des Paulus: Sie entspricht auch „der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist“. Die Apostelschaft des Paulus kannst du auch an der Weise erkennen, wie er die Wahrheit vorstellt. Er präsentiert die Wahrheit über Gott, den Herrn Jesus, die Gemeinde usw. nicht als ein Dogma, als Wahrheiten, die du auswendig lernen kannst. Wenn Paulus in der Wahrheit unterrichtet, dann bringt er das, wie du siehst, immer mit einem gottesfürchtigen Leben in Verbindung. Wirkliche Erkenntnis der Wahrheit zeigt sich in einem Leben, das tiefe Ehrfurcht vor Gott und allem erkennen lässt, was Er gesagt hat.

Praktische Anwendung: Heute wirst du den als einen geistlichen Führer anerkennen, der in seinem eigenen Leben die Kenntnis der Wahrheit praktisch umsetzt und so zur Ehre Gottes lebt. Solch ein Führer wird niemals fordern, sich einer Theorie zu unterwerfen, sondern er stellt die Wahrheit in Wort und Tat vor. Es gibt heute viele, die von sich behaupten, Diener Christi zu sein, die aber versuchen, ihren Dienst „nach“ den neuesten sogenannten wissenschaftlichen Erkenntnissen oder den neuesten Argumenten des Unglaubens auszurichten. Der Glaube und die Erkenntnis, um die es hier geht, ist jedoch nicht der Glaube und die Erkenntnis der Welt, auch nicht der Christenheit, sondern der „Auserwählten Gottes“.

Lies noch einmal Titus 1,1.

Frage oder Aufgabe: Welche Kriterien für eine geistliche Führung erkennst du in Tit 1,1?

Vers 1

Apostel, Glauben und Erkenntnis


Tit 1,1. Paulus beginnt seinen Brief damit, dass er seinen Namen nennt. Damit will er nicht seine eigene Person in den Vordergrund stellen: Es geht ihm um den Dienst, zu dem er berufen ist. Deshalb verbindet er mit seinem Namen zwei Funktionen, nämlich die eines Knechtes und die eines Apostels. Zuerst nennt er sich „Knecht Gottes“. Damit stellt er sich mit Titus und dir auf eine Stufe. Er ist in erster Linie ein Knecht Gottes, so wie du das auch in erster Linie bist. Wenn du den niedrigsten Platz einnimmst, bist du am besten zum Dienst geeignet (vgl. Lk 22,26).

Nachdem er sich als Knecht vorgestellt hat, bezeichnet er sich als „Apostel“. Als Apostel hat er einen Platz der Autorität. Darin steht er nicht mit Titus und dir auf einer Stufe, sondern darüber. Es ist gut, noch einmal darauf hinzuweisen, dass er sich zuerst Knecht und erst danach Apostel nennt. Autorität im Sinne Gottes kann man nur in der Gesinnung eines Knechtes ausüben. Um ein guter Führer zu sein, muss man zunächst einmal wissen, was es heißt, ein Knecht oder ein Diener zu sein. Doch er nennt sich auch Apostel. Und damit hat er eine Stellung und eine Aufgabe, die ihm Autorität verleiht und Gehorsam verlangt.

Im Anschluss daran gibt er den Beweis für seine Apostelschaft. Das tut er nirgends so ausführlich und so betont wie hier. Es fällt auf, wie sehr er seine Apostelschaft mit den Gläubigen in Verbindung bringt. Du wirst das in den Tit 1,1-3 sehen. Auch fällt auf, dass er in einer ganz besonderen Weise von den Gläubigen spricht. Seine Apostelschaft ist in erster Linie „nach [oder: in Übereinstimmung mit] dem Glauben der Auserwählten Gottes“ (vgl. Röm 8,33; Kol 3,12). Das schließt eine Apostelschaft in Übereinstimmung mit dem Gesetz oder in Verbindung mit einem irdischen Volk aus. Die Apostelschaft des Paulus gehört nicht zum Gesetz, sondern zum Glauben. Gesetz und Glaube schließen einander aus (Gal 3,12).

Paulus unterwirft seine Apostelschaft nicht der Beurteilung durch das Gesetz, sondern der Beurteilung durch den Glauben. Es geht ihm nicht um einen Gehorsam gegenüber Regeln und Gesetzen, sondern um einen Gehorsam, der dem Glauben entspringt. Dieser Glaube ist bei den „Auserwählten Gottes“ vorhanden. Weil es hier um die Gemeinde geht, ist es offensichtlich, dass man hier an die Auserwählung zu denken hat, die „vor Grundlegung der Welt“ stattgefunden hat (Eph 1,4). Weil du glaubst, bist du von Gott auserwählt. Dann wirst du die Autorität der Apostelschaft des Paulus anerkennen.

Praktische Anwendung: Heute kann man sagen, dass jeder geistlich gesinnte Führer den Glauben der Auserwählten im Blick hat und seine Autorität in Übereinstimmung damit ausübt. Er bringt nicht unter ein Joch, sondern legt Wert auf den Glaubensgehorsam. Dabei geht es ihm bei den Gläubigen nicht in erster Linie um die äußeren Dinge, sondern um ihre Herzen, um ihr inneres geistliches Leben.

Es gibt ein zweites Kriterium für die Apostelschaft des Paulus: Sie entspricht auch „der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist“. Die Apostelschaft des Paulus kannst du auch an der Weise erkennen, wie er die Wahrheit vorstellt. Er präsentiert die Wahrheit über Gott, den Herrn Jesus, die Gemeinde usw. nicht als ein Dogma, als Wahrheiten, die du auswendig lernen kannst. Wenn Paulus in der Wahrheit unterrichtet, dann bringt er das, wie du siehst, immer mit einem gottesfürchtigen Leben in Verbindung. Wirkliche Erkenntnis der Wahrheit zeigt sich in einem Leben, das tiefe Ehrfurcht vor Gott und allem erkennen lässt, was Er gesagt hat.

Praktische Anwendung: Heute wirst du den als einen geistlichen Führer anerkennen, der in seinem eigenen Leben die Kenntnis der Wahrheit praktisch umsetzt und so zur Ehre Gottes lebt. Solch ein Führer wird niemals fordern, sich einer Theorie zu unterwerfen, sondern er stellt die Wahrheit in Wort und Tat vor. Es gibt heute viele, die von sich behaupten, Diener Christi zu sein, die aber versuchen, ihren Dienst „nach“ den neuesten sogenannten wissenschaftlichen Erkenntnissen oder den neuesten Argumenten des Unglaubens auszurichten. Der Glaube und die Erkenntnis, um die es hier geht, ist jedoch nicht der Glaube und die Erkenntnis der Welt, auch nicht der Christenheit, sondern der „Auserwählten Gottes“.

Lies noch einmal Titus 1,1.

Frage oder Aufgabe: Welche Kriterien für eine geistliche Führung erkennst du in Tit 1,1?

Verse 2-4

Die Apostelschaft des Paulus


Tit 1,2. Ein dritter Beweis für die Apostelschaft des Paulus liegt darin, dass sie im Zusammenhang mit „der Hoffnung des ewigen Lebens“ steht. Das ewige Leben wird hier als etwas erwähnt, was du erst noch erhalten wirst. Das scheint im Widerspruch zu Johannes zu stehen. Johannes spricht ja über das ewige Leben als deinen gegenwärtigen Besitz (1Joh 5,11). Trotzdem ist das kein Widerspruch. Mit „Leben“ kann nämlich zweierlei gemeint sein. Kurz gesagt: Wenn Johannes von Leben spricht, dann geht es um das, wodurch wir leben, während es bei Paulus um das geht, worin wir leben. Im ersten Fall ist es das Leben in dir, im zweiten das Leben um dich herum, deine Umgebung, der Lebensbereich. Ersteres meint man, wenn man zum Beispiel von einem gesunden Leben spricht, Letzteres, wenn man vom Stadtleben oder Landleben spricht. Das ewige Leben ist wohl in dir, doch du lebst noch in einer Welt, die in der Sünde liegt. Wenn du im Himmel bist, wird die gesamte Umgebung und Atmosphäre, in der das ewige Leben gelebt und genossen wird, voll und ganz zu diesem ewigen Leben passen. Ewiges Leben weist nicht nur auf die Dauer oder Länge hin, sondern auch auf die Qualität dieses Lebens.

Praktische Anwendung: Heute erkennst du einen echten geistlichen Führer daran, dass er die Herzen der Auserwählten dadurch ermutigt, dass er ihnen die himmlische Herrlichkeit am Ende ihrer Reise vorstellt.

Du kannst dich darauf verlassen, dass du das ewige Leben als Lebensbereich oder Lebensatmosphäre einmal genießen wirst. Das hat der „nicht lügende Gott“, wie es wörtlich in Tit 1,2 heißt, nämlich verheißen. Gott kann nicht lügen, Er ist dazu nicht in der Lage, es ist Ihm unmöglich (Heb 6,18). Das steht im Gegensatz zum Charakter der Kreter, die offenbar nicht anders konnten, als zu lügen (Tit 1,12), und auch im Gegensatz zu dem lügnerischen Wesen, das jedem Menschen eigen ist (Röm 3,4). Wenn Gott das ewige Leben verheißt, dann kann man sich darauf völlig verlassen.

Beinahe hätte ich geschrieben: Das ewige Leben ist dir verheißen. Das wäre ja eigentlich auch nicht verkehrt. Du bist ja vor Grundlegung der Welt auserwählt. Die Verheißung gilt zwar auch dir, aber so steht es hier nicht. Hier steht, dass Gott das ewige Leben „vor ewigen Zeiten“ verheißen hat. Wenn ich das bedenke, finde ich den Gedanken noch weitaus schöner, dass Gott dieses ewige Leben dem Herrn Jesus verheißen hat, denn außer Ihm gab es damals niemanden. Damit ist nicht gemeint, dass das ewige Leben dem Herrn Jesus als etwas verheißen wurde, was Er noch nicht besaß, denn Er ist das ewige Leben (1Joh 5,20). Gott hat Ihm vielmehr das ewige Leben verheißen, um es seinen Auserwählten zu geben (Joh 17,2).

Von dieser Verheißung hättest du nichts gewusst, wenn Gott das nicht offenbart hätte. Es ist doch beeindruckend, dass Gott dir etwas darüber mitteilt, was in der Ewigkeit ein Gesprächsthema zwischen dem Vater und dem Sohn war. Wenn du dann noch bedenkst, dass der Vater dem Herrn Jesus gegenüber deinen Namen genannt hat, um dir das ewige Leben zu geben, wird dir dann nicht ganz schwindelig? Mit der Offenbarung dieser Verheißung hat Gott dann bis „zu seiner Zeit“ gewartet. Zunächst musste deutlich werden, was im Herzen des Menschen in Bezug auf Gott war. Das ist am Kreuz ganz offenkundig geworden. Dort ließ der Mensch den Herrn Jesus, Gott, offenbart in Güte und Gnade, den schrecklichsten Tod sterben.

Dieser Tiefpunkt in der Menschheitsgeschichte war zugleich der Augenblick, wo Gott sein ganzes Herz aufdecken und die Breite, Länge, Höhe und Tiefe seines Planes offenbar machen konnte (Eph 3,18).

Tit 1,3. Und wie machte Gott das offenbar? Durch sein Wort, wobei Er die Predigt dieses Wortes Paulus anvertraut hatte (vgl. Röm 10,14-17; 1Kor 2,7-10). Dieses Wort haben wir nun in der Schrift (Röm 16,25-27). Dadurch gelangt diese Offenbarung auch zu dir (1Kor 2,10-14).

Paulus hatte sich diesen Dienst nicht selbst angeeignet oder ihn eigenmächtig inhaltlich bestimmt (Gal 1,11; 12). Seine Apostelschaft und der damit verbundene Dienst waren „nach Befehl unseres Heiland-Gottes“. Dieser Name Gottes bezeichnetet Ihn als denjenigen, der allen Menschen das Heil anbietet und so ein Heiland ist (vgl. Tit 2,11; 1Tim 2,3; 4). Die Paulus anvertraute Predigt hat daher eine doppelte Ausrichtung: Einerseits predigt er das Evangelium allen Menschen, wodurch sie errettet werden müssen; andererseits entfaltet er all denen die ganze Wahrheit, die das Evangelium angenommen haben und errettet sind.

Praktische Anwendung: Auch heute ist jedem geistlichen Führer etwas anvertraut worden, was er den Gläubigen weitergeben soll. Was sie weitergeben, soll dazu dienen, dass Gläubige lernen, miteinander zur Ehre Gottes zu leben.

Tit 1,4. Paulus richtet sich an Titus als sein „echtes Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben“. Das Wort „echt“ bedeutet eigentlich „legal gezeugt“. Das bedeutet nicht, dass Titus sein leiblicher Sohn war. Die Hinzufügung „nach unserem gemeinschaftlichen Glauben“ weist auf eine geistliche Zeugung hin (vgl. 1Tim 1,2; 1Kor 4,15; Phlm 1,10). Titus kam durch den Dienst des Paulus zum Glauben. Der Heide Titus und der Jude Paulus bekannten sich zu demselben Glauben (vgl. 2Pet 1,1). Beide gehörten sie zu der Gemeinde, in der es weder Juden noch Griechen gibt (1Kor 12,13; Kol 3,11).

Paulus schließt seine Einleitung mit dem üblichen Segenswunsch der Gnade und des Friedens ab. Gnade steht an erster Stelle. Titus kann seine Arbeit nur dann tun, wenn er sich dessen bewusst ist, dass er für seine Aufgabe Gottes Gnade nötig hat. In eigener Kraft wird er seinen Auftrag niemals ausführen können. Wenn er sich von der Gnade, die Gott ihm gibt, abhängig weiß, kann er im Frieden Gottes seine Arbeit tun. Er wird nicht so schnell entmutigt sein, wenn es ständig Widerstand gibt oder an Mitarbeit mangelt oder wenn seine Arbeit keine Frucht zu zeigen scheint. Paulus wünscht ihm, dass ihm Gnade und Friede „von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland“ zufließen. Damit erinnert er Titus an das Kindesverhältnis zum Vater und daran, dass der Herr Jesus sein Erlöser ist. Das eine schenkt Vertrauen, das andere bewirkt Hingabe und Einsatzbereitschaft.

Praktische Anwendung: Ein geistlicher Führer kennt Gott als seinen Vater und vertraut sich Ihm ganz an. Zudem kennt er den Herrn Jesus als seinen Erlöser, der ihn befreit hat, damit er für Ihn lebe. Der Preis, den der Erlöser gezahlt hat, und das Bewusstsein, dass du dadurch erlöst bist, ist der größte Ansporn, Ihm zu dienen.

Lies noch einmal Titus 1,2–4.

Frage oder Aufgabe: Welche Kriterien für geistliche Führerschaft findest du in den Tit 1,2; 3?

Verse 2-4

Die Apostelschaft des Paulus


Tit 1,2. Ein dritter Beweis für die Apostelschaft des Paulus liegt darin, dass sie im Zusammenhang mit „der Hoffnung des ewigen Lebens“ steht. Das ewige Leben wird hier als etwas erwähnt, was du erst noch erhalten wirst. Das scheint im Widerspruch zu Johannes zu stehen. Johannes spricht ja über das ewige Leben als deinen gegenwärtigen Besitz (1Joh 5,11). Trotzdem ist das kein Widerspruch. Mit „Leben“ kann nämlich zweierlei gemeint sein. Kurz gesagt: Wenn Johannes von Leben spricht, dann geht es um das, wodurch wir leben, während es bei Paulus um das geht, worin wir leben. Im ersten Fall ist es das Leben in dir, im zweiten das Leben um dich herum, deine Umgebung, der Lebensbereich. Ersteres meint man, wenn man zum Beispiel von einem gesunden Leben spricht, Letzteres, wenn man vom Stadtleben oder Landleben spricht. Das ewige Leben ist wohl in dir, doch du lebst noch in einer Welt, die in der Sünde liegt. Wenn du im Himmel bist, wird die gesamte Umgebung und Atmosphäre, in der das ewige Leben gelebt und genossen wird, voll und ganz zu diesem ewigen Leben passen. Ewiges Leben weist nicht nur auf die Dauer oder Länge hin, sondern auch auf die Qualität dieses Lebens.

Praktische Anwendung: Heute erkennst du einen echten geistlichen Führer daran, dass er die Herzen der Auserwählten dadurch ermutigt, dass er ihnen die himmlische Herrlichkeit am Ende ihrer Reise vorstellt.

Du kannst dich darauf verlassen, dass du das ewige Leben als Lebensbereich oder Lebensatmosphäre einmal genießen wirst. Das hat der „nicht lügende Gott“, wie es wörtlich in Tit 1,2 heißt, nämlich verheißen. Gott kann nicht lügen, Er ist dazu nicht in der Lage, es ist Ihm unmöglich (Heb 6,18). Das steht im Gegensatz zum Charakter der Kreter, die offenbar nicht anders konnten, als zu lügen (Tit 1,12), und auch im Gegensatz zu dem lügnerischen Wesen, das jedem Menschen eigen ist (Röm 3,4). Wenn Gott das ewige Leben verheißt, dann kann man sich darauf völlig verlassen.

Beinahe hätte ich geschrieben: Das ewige Leben ist dir verheißen. Das wäre ja eigentlich auch nicht verkehrt. Du bist ja vor Grundlegung der Welt auserwählt. Die Verheißung gilt zwar auch dir, aber so steht es hier nicht. Hier steht, dass Gott das ewige Leben „vor ewigen Zeiten“ verheißen hat. Wenn ich das bedenke, finde ich den Gedanken noch weitaus schöner, dass Gott dieses ewige Leben dem Herrn Jesus verheißen hat, denn außer Ihm gab es damals niemanden. Damit ist nicht gemeint, dass das ewige Leben dem Herrn Jesus als etwas verheißen wurde, was Er noch nicht besaß, denn Er ist das ewige Leben (1Joh 5,20). Gott hat Ihm vielmehr das ewige Leben verheißen, um es seinen Auserwählten zu geben (Joh 17,2).

Von dieser Verheißung hättest du nichts gewusst, wenn Gott das nicht offenbart hätte. Es ist doch beeindruckend, dass Gott dir etwas darüber mitteilt, was in der Ewigkeit ein Gesprächsthema zwischen dem Vater und dem Sohn war. Wenn du dann noch bedenkst, dass der Vater dem Herrn Jesus gegenüber deinen Namen genannt hat, um dir das ewige Leben zu geben, wird dir dann nicht ganz schwindelig? Mit der Offenbarung dieser Verheißung hat Gott dann bis „zu seiner Zeit“ gewartet. Zunächst musste deutlich werden, was im Herzen des Menschen in Bezug auf Gott war. Das ist am Kreuz ganz offenkundig geworden. Dort ließ der Mensch den Herrn Jesus, Gott, offenbart in Güte und Gnade, den schrecklichsten Tod sterben.

Dieser Tiefpunkt in der Menschheitsgeschichte war zugleich der Augenblick, wo Gott sein ganzes Herz aufdecken und die Breite, Länge, Höhe und Tiefe seines Planes offenbar machen konnte (Eph 3,18).

Tit 1,3. Und wie machte Gott das offenbar? Durch sein Wort, wobei Er die Predigt dieses Wortes Paulus anvertraut hatte (vgl. Röm 10,14-17; 1Kor 2,7-10). Dieses Wort haben wir nun in der Schrift (Röm 16,25-27). Dadurch gelangt diese Offenbarung auch zu dir (1Kor 2,10-14).

Paulus hatte sich diesen Dienst nicht selbst angeeignet oder ihn eigenmächtig inhaltlich bestimmt (Gal 1,11; 12). Seine Apostelschaft und der damit verbundene Dienst waren „nach Befehl unseres Heiland-Gottes“. Dieser Name Gottes bezeichnetet Ihn als denjenigen, der allen Menschen das Heil anbietet und so ein Heiland ist (vgl. Tit 2,11; 1Tim 2,3; 4). Die Paulus anvertraute Predigt hat daher eine doppelte Ausrichtung: Einerseits predigt er das Evangelium allen Menschen, wodurch sie errettet werden müssen; andererseits entfaltet er all denen die ganze Wahrheit, die das Evangelium angenommen haben und errettet sind.

Praktische Anwendung: Auch heute ist jedem geistlichen Führer etwas anvertraut worden, was er den Gläubigen weitergeben soll. Was sie weitergeben, soll dazu dienen, dass Gläubige lernen, miteinander zur Ehre Gottes zu leben.

Tit 1,4. Paulus richtet sich an Titus als sein „echtes Kind nach unserem gemeinschaftlichen Glauben“. Das Wort „echt“ bedeutet eigentlich „legal gezeugt“. Das bedeutet nicht, dass Titus sein leiblicher Sohn war. Die Hinzufügung „nach unserem gemeinschaftlichen Glauben“ weist auf eine geistliche Zeugung hin (vgl. 1Tim 1,2; 1Kor 4,15; Phlm 1,10). Titus kam durch den Dienst des Paulus zum Glauben. Der Heide Titus und der Jude Paulus bekannten sich zu demselben Glauben (vgl. 2Pet 1,1). Beide gehörten sie zu der Gemeinde, in der es weder Juden noch Griechen gibt (1Kor 12,13; Kol 3,11).

Paulus schließt seine Einleitung mit dem üblichen Segenswunsch der Gnade und des Friedens ab. Gnade steht an erster Stelle. Titus kann seine Arbeit nur dann tun, wenn er sich dessen bewusst ist, dass er für seine Aufgabe Gottes Gnade nötig hat. In eigener Kraft wird er seinen Auftrag niemals ausführen können. Wenn er sich von der Gnade, die Gott ihm gibt, abhängig weiß, kann er im Frieden Gottes seine Arbeit tun. Er wird nicht so schnell entmutigt sein, wenn es ständig Widerstand gibt oder an Mitarbeit mangelt oder wenn seine Arbeit keine Frucht zu zeigen scheint. Paulus wünscht ihm, dass ihm Gnade und Friede „von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Heiland“ zufließen. Damit erinnert er Titus an das Kindesverhältnis zum Vater und daran, dass der Herr Jesus sein Erlöser ist. Das eine schenkt Vertrauen, das andere bewirkt Hingabe und Einsatzbereitschaft.

Praktische Anwendung: Ein geistlicher Führer kennt Gott als seinen Vater und vertraut sich Ihm ganz an. Zudem kennt er den Herrn Jesus als seinen Erlöser, der ihn befreit hat, damit er für Ihn lebe. Der Preis, den der Erlöser gezahlt hat, und das Bewusstsein, dass du dadurch erlöst bist, ist der größte Ansporn, Ihm zu dienen.

Lies noch einmal Titus 1,2–4.

Frage oder Aufgabe: Welche Kriterien für geistliche Führerschaft findest du in den Tit 1,2; 3?

Verse 5-9

Älteste


Tit 1,5. Nach seiner Einleitung kommt Paulus in Tit 1,5 zum Hauptthema seines Briefes. Auf Kreta hatte er Gemeinden gegründet. Die Worte „in jeder Stadt“ lassen vermuten, dass das Evangelium auf der Insel einen breiten Eingang gefunden hatte, so dass möglicherweise in jeder Stadt auf der Insel eine Gemeinde entstanden war. Paulus hatte jedoch keine Gelegenheit mehr gehabt, die Gemeinden weiter zu fördern und in der Wahrheit zu befestigen. Es fehlte noch dieses und jenes an Belehrung. Wenn du die nächsten Kapitel liest, kannst du zum Beispiel an die Belehrungen über die Beziehungen der Gläubigen zueinander denken (Kapitel 2) und an die Haltung, die wir der Regierung gegenüber einnehmen sollten (Kapitel 3). Obwohl Paulus also nicht selbst den Mangel beheben konnte, sorgte er mit Titus doch für passenden Ersatz.

Es war allerdings auch nicht beabsichtigt, dass Titus immer auf Kreta bleiben sollte. Paulus würde ihn später durch jemand anders ablösen (Tit 3,12). Jeder Abgesandte des Apostels würde den Gläubigen eine große Hilfe in Bezug auf ihr Leben als Christen sein. Die Gläubigen brauchten aber auch eine fähige Führung, die nicht ausgetauscht werden sollte. Deshalb erhielt Titus einen weiteren Auftrag, nämlich Älteste in jeder Stadt anzustellen, in der es eine Gemeinde gab. Darum geht es im weiteren Verlauf von Kapitel 1.

Die Kreter waren von ihrem Charakter her sehr schlechte Menschen (Tit 1,12). Paulus kannte sie. Daher wusste er, welche Eigenschaften Älteste haben mussten, um die Gemeinden in Kreta zu führen, damit sie dem Willen des Herrn entsprechen konnten. Um die Kreter im Zaum zu halten oder auf Vordermann zu bringen, stellt Paulus keine Kirchenordnung auf. Er beauftragt Titus nicht, kirchliche Regeln einzuführen, die für ihr Leben auf der Insel und im Blick auf ihren Lebensstil am geeignetsten zu sein schienen. So ist es zwar in der Kirchengeschichte geschehen, das ist aber nicht in Übereinstimmung mit der Bibel. Im nächsten Abschnitt werde ich versuchen, dir zu erklären, was mit dem Anstellen von Ältesten verbunden ist.

Das Thema „Anstellung von Ältesten“ hat die Gemüter immer wieder bewegt und tut es heute noch. Ständig werden Fragen gestellt wie: „Wer stellt an?“, und: „Wer kann angestellt werden?“, oder: „Gibt es auch heute noch Älteste, und woran kann man sie erkennen?“ Um diese Fragen gut beantworten zu können, musst du einiges beachten. So ist es wichtig, daran zu denken, dass Älteste eine Stellung der Autorität haben und in diese Stellung nur durch eine höhere Autorität eingesetzt werden können. Überall, wo du in der Schrift etwas über das Anstellen von Ältesten liest (und das ist an drei Stellen der Fall: Apg 14,23; Apg 20,28 und Tit 1,5), findest du, dass sie von einem Apostel oder ihren Abgesandten angestellt wurden. Die Anstellung erfolgt also nicht durch die Gemeinde. Es wäre schon merkwürdig, wenn die Gemeinde selbst bestimmen sollte, wer Autorität über sie ausübt. Deshalb ist der Brief auch an Titus gerichtet und nicht an die Gemeinde auf Kreta. Nein, Autorität kommt immer von oben.

Titus wurde angewiesen, im Auftrag des Apostels Älteste anzustellen. Das Anstellen von Ältesten war nötig, weil die Gemeinde noch nicht über das gesamte Neue Testament verfügte. Eine offizielle Anstellung gab den Ältesten die Berechtigung, in der Gemeinde solchen entgegenzutreten, die sich als geistliche Führer aufspielten, tatsächlich aber Verführer waren. Die Gemeinde sollte auf die Ältesten hören, und dann würde sie erfahren, wie gesegnet das ist. In unseren Tagen ist eine offizielle Anstellung nicht nötig, weil wir das vollständige Wort Gottes besitzen.

Wenn du bedenkst, dass Älteste also nur durch eine höhere Autorität angestellt werden konnten, dann ist die Frage, ob heute noch Älteste angestellt werden können oder sollten, nicht so schwierig zu beantworten. Es gibt keine Apostel mehr und auch niemanden, der im Auftrag eines Apostels handeln könnte. Eine Anstellung von Ältesten ist deshalb nicht mehr möglich. Das heißt aber nicht, dass es keine Ältesten mehr gibt. In der Bibel wird häufiger von Ältesten gesprochen, ohne dass dabei erwähnt wird, dass sie offiziell angestellt waren (z. B. Apg 11,30; 1Tim 5,17; Jak 5,14; 1Pet 5,1; 2).

Das Wort „Älteste“ weist sowohl im Alten als auch im Neuen Testament auf jemanden hin, der eine gereifte Lebenserfahrung hat. In diesem Sinn gibt es glücklicherweise immer noch Älteste, wobei du auch an solche denken kannst, die führen, und an die Gnadengabe der Regierung (Apg 15,22; Röm 12,8; 1Kor 12,28; 1Thes 5,12; Heb 13,7; 17; 24). Sie alle haben zwar keine formale Autorität, du solltest dich ihnen jedoch unterordnen, wenn du merkst, dass sie diese Gabe haben und in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes handeln.

Tit 1,6. Dann folgen die Eigenschaften, die ein Ältester besitzen muss. Die erste Voraussetzung ist, dass ein Ältester „untadelig“ sein muss. Das bedeutet, dass gegen ihn keine Anklage erhoben und ihm nichts vorgeworfen werden kann. Der erste Bereich, für den das gilt, ist seine Ehe und Familie. Wenn er als Folge seines früheren Lebens in der Sünde mehr als eine Frau hatte, konnte er kein Ältester sein. Und wenn er Kinder hatte, mussten auch sie gläubig sein. Sie mussten jedoch nicht nur gläubig sein, sondern durften auch nicht als Geld verschwendende Genussmenschen bekannt sein, die von ihrem Vater nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten.

Es durfte deshalb nichts geben, was gegen die Familie eines Ältesten vorgebracht werden konnte. Denn wenn er nicht einmal seine eigene Familie richtig führen konnte, wie sollte er dann die Gemeinde führen können (1Tim 3,5)? Meinst du, das wäre zu viel erwartet? Es mag dir vielleicht so scheinen, aber du kannst doch auch nicht erwarten, dass Gott seine Anforderungen herabstuft und unserer Praxis anpasst. Sicher ist es eine Gnade, wenn die Kinder gläubig sind, denn Glauben kann man nicht vererben. Aber es gibt auch die Seite der menschlichen Verantwortung. Gott geht davon aus, dass in einer Familie, wo die Eltern gläubig sind, auch die Kinder gläubig sind. Es ist seine Absicht, jemanden mit seinem ganzen Haus zu erretten (Apg 16,31; Jos 2,18; 2Mo 12,3; 1Mo 6,18; 1Mo 7,1). Geistliche Führer sind dafür verantwortlich, bei ihren Kindern das Verlangen zu wecken, dem Herrn Jesus zu folgen.

Tit 1,7. Nach der Familie geht es um die persönlichen Qualitäten des Aufsehers. Merkst du, dass Paulus in Tit 1,5 über Älteste und in Tit 1,7 über Aufseher spricht? Wie bereits früher erwähnt (siehe die Erklärung zu 1. Timotheus 3,1–5), geht daraus hervor, dass Älteste und Aufseher dieselben Personen sind.

1. Als erstes persönliches Merkmal, abgesehen von der Familie, wird erneut gesagt, dass es nichts geben darf, dessen ein Aufseher bezichtigt werden könnte.
2. Weiter muss er sich darüber im Klaren sein, dass es um eine Aufgabe im Haus Gottes geht. Er ist dort Verwalter und nicht Eigentümer. Ihm ist etwas zur Verwaltung anvertraut worden, was einem anderen, nämlich Gott, gehört. Für seinen Umgang damit ist er Ihm deshalb auch verantwortlich.
3. Wenn der Aufseher sich dessen bewusst ist, wird er sich nicht anmaßend verhalten. Er wird keine Autorität beanspruchen und keinen Gehorsam fordern, ohne dass nach dem Grund dafür gefragt werden dürfte.
4. Er wird anderen das Recht zugestehen, dass man ihnen erklärt, warum etwas gut ist oder nicht. Wenn Fragen aufkommen, wird er nicht wie von einer Wespe gestochen aufbrausend reagieren, selbst wenn er dahinter böse Absichten vermutet. Er lässt sich nicht schnell zum Zorn reizen, sondern kann sich gut beherrschen.
5. Diese Selbstbeherrschung zeigt er auch im Blick auf seine Gelüste. Er lässt sich nicht vom Alkohol verleiten. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man gelegentlich ein Glas Wein trinkt (1Tim 5,23). Verkehrt ist es allerdings, wenn man süchtig danach wird.
6. Ein Aufseher ist auch kein Schläger. Es geht ihm nicht darum, über andere zu herrschen, weder mit den Fäusten noch mit dem Mund.
7. Auch übt er sein Amt nicht aus, um daraus finanziellen Vorteil zu ziehen.

Tit 1,8. Nach den sieben Kennzeichen in Tit 1,7 (von denen sechs negativ sind), stellt Paulus Titus in den Tit 1,8-9 sieben positive Kennzeichen vor. Christsein ist nicht durch das Fehlen von negativen Dingen gekennzeichnet, sondern durch das Vorhandensein von positiven Dingen, die es weiterzuentwickeln gilt. Statt eigene Interessen zu verfolgen und auf eigenen Vorteil bedacht zu sein, geht es dem Ältesten darum, für andere da zu sein.
1. Das zeigt sich in erster Linie in Gastfreundschaft. Er lädt nicht nur Freunde zum Kaffee ein, sondern hat ein offenes Herz für hilfsbedürftige Gläubige, die ihm vielleicht sogar unbekannt sind.
2. Als jemand, der das Gute liebt (oder ein Freund der Guten ist), hat er ein Herz, das für alles weit offen steht, was gut und nützlich ist. Das lässt ihn nicht leichtsinnig werden und macht ihn nicht zu jemandem, der sich ohne Unterschied für alles leicht erwärmen lässt.
3. Er verhält sich sittsam oder besonnen und ist ausgeglichen in seinen Ansichten und in seinem Handeln.
4. Anderen gegenüber verhält er sich gerecht und ist im Umgang mit ihnen ehrlich und aufrichtig.
5. Er ist fromm (oder heilig), d. h., es geht ihm in allem um die Ehre Gottes und er lebt in Ehrfurcht vor Ihm.
6. Was ihn selbst angeht, so ist er enthaltsam. Das ist mehr, als nur Mäßigung beim Trinken zu zeigen. Gemeint ist, dass er sich selbst beherrschen kann und seine Wünsche oder Gelüste im Griff hat.

Ein Ältester muss also in Bezug auf seine Mitmenschen gerecht, in Bezug auf Gott heilig und in Bezug auf sich selbst enthaltsam oder selbstbeherrscht sein.

Tit 1,9. Ein Ältester wird es auch mit „Widersprechenden“ zu tun bekommen, vor allem von jüdischer Seite („die aus der Beschneidung“, Tit 1,10). Diese Leute sind überall und ständig dabei, sich der Wahrheit zu widersetzen. Auf listige Weise versuchen sie, die Menschen gedanklich zu verwirren. Der Aufseher sollte nicht versuchen, diesen Menschen mit seinen eigenen Worten zu widerstehen, sondern mit einem Wort, das mit der Lehre des Apostels in Übereinstimmung ist. Er sollte ermahnen und überführen oder widerlegen mit dem Wort Gottes, das allein wirklich zuverlässig ist, weil es von Gott kommt. Es war das Wort, das Paulus weitergegeben hatte. Der Aufseher hat zwar Autorität, steht aber selbst auch unter Autorität, nämlich unter der Autorität des Wortes Gottes, das der Apostel gelehrt hatte. Dieses Wort wird als die „gesunde Lehre“ bezeichnet. Es ist in sich selbst gesund und nicht mit fremden, menschlichen Gedanken vermischt. Es ist auch gesund in seiner Auswirkung. Wenn du darauf hörst, wirst du dadurch gesund im Glauben.

Lies noch einmal Titus 1,5–9.

Frage oder Aufgabe: Welche Eigenschaften sollten nach deiner Meinung in deinem Leben noch mehr zu sehen sein? Was kannst du dazu tun?

Verse 5-9

Älteste


Tit 1,5. Nach seiner Einleitung kommt Paulus in Tit 1,5 zum Hauptthema seines Briefes. Auf Kreta hatte er Gemeinden gegründet. Die Worte „in jeder Stadt“ lassen vermuten, dass das Evangelium auf der Insel einen breiten Eingang gefunden hatte, so dass möglicherweise in jeder Stadt auf der Insel eine Gemeinde entstanden war. Paulus hatte jedoch keine Gelegenheit mehr gehabt, die Gemeinden weiter zu fördern und in der Wahrheit zu befestigen. Es fehlte noch dieses und jenes an Belehrung. Wenn du die nächsten Kapitel liest, kannst du zum Beispiel an die Belehrungen über die Beziehungen der Gläubigen zueinander denken (Kapitel 2) und an die Haltung, die wir der Regierung gegenüber einnehmen sollten (Kapitel 3). Obwohl Paulus also nicht selbst den Mangel beheben konnte, sorgte er mit Titus doch für passenden Ersatz.

Es war allerdings auch nicht beabsichtigt, dass Titus immer auf Kreta bleiben sollte. Paulus würde ihn später durch jemand anders ablösen (Tit 3,12). Jeder Abgesandte des Apostels würde den Gläubigen eine große Hilfe in Bezug auf ihr Leben als Christen sein. Die Gläubigen brauchten aber auch eine fähige Führung, die nicht ausgetauscht werden sollte. Deshalb erhielt Titus einen weiteren Auftrag, nämlich Älteste in jeder Stadt anzustellen, in der es eine Gemeinde gab. Darum geht es im weiteren Verlauf von Kapitel 1.

Die Kreter waren von ihrem Charakter her sehr schlechte Menschen (Tit 1,12). Paulus kannte sie. Daher wusste er, welche Eigenschaften Älteste haben mussten, um die Gemeinden in Kreta zu führen, damit sie dem Willen des Herrn entsprechen konnten. Um die Kreter im Zaum zu halten oder auf Vordermann zu bringen, stellt Paulus keine Kirchenordnung auf. Er beauftragt Titus nicht, kirchliche Regeln einzuführen, die für ihr Leben auf der Insel und im Blick auf ihren Lebensstil am geeignetsten zu sein schienen. So ist es zwar in der Kirchengeschichte geschehen, das ist aber nicht in Übereinstimmung mit der Bibel. Im nächsten Abschnitt werde ich versuchen, dir zu erklären, was mit dem Anstellen von Ältesten verbunden ist.

Das Thema „Anstellung von Ältesten“ hat die Gemüter immer wieder bewegt und tut es heute noch. Ständig werden Fragen gestellt wie: „Wer stellt an?“, und: „Wer kann angestellt werden?“, oder: „Gibt es auch heute noch Älteste, und woran kann man sie erkennen?“ Um diese Fragen gut beantworten zu können, musst du einiges beachten. So ist es wichtig, daran zu denken, dass Älteste eine Stellung der Autorität haben und in diese Stellung nur durch eine höhere Autorität eingesetzt werden können. Überall, wo du in der Schrift etwas über das Anstellen von Ältesten liest (und das ist an drei Stellen der Fall: Apg 14,23; Apg 20,28 und Tit 1,5), findest du, dass sie von einem Apostel oder ihren Abgesandten angestellt wurden. Die Anstellung erfolgt also nicht durch die Gemeinde. Es wäre schon merkwürdig, wenn die Gemeinde selbst bestimmen sollte, wer Autorität über sie ausübt. Deshalb ist der Brief auch an Titus gerichtet und nicht an die Gemeinde auf Kreta. Nein, Autorität kommt immer von oben.

Titus wurde angewiesen, im Auftrag des Apostels Älteste anzustellen. Das Anstellen von Ältesten war nötig, weil die Gemeinde noch nicht über das gesamte Neue Testament verfügte. Eine offizielle Anstellung gab den Ältesten die Berechtigung, in der Gemeinde solchen entgegenzutreten, die sich als geistliche Führer aufspielten, tatsächlich aber Verführer waren. Die Gemeinde sollte auf die Ältesten hören, und dann würde sie erfahren, wie gesegnet das ist. In unseren Tagen ist eine offizielle Anstellung nicht nötig, weil wir das vollständige Wort Gottes besitzen.

Wenn du bedenkst, dass Älteste also nur durch eine höhere Autorität angestellt werden konnten, dann ist die Frage, ob heute noch Älteste angestellt werden können oder sollten, nicht so schwierig zu beantworten. Es gibt keine Apostel mehr und auch niemanden, der im Auftrag eines Apostels handeln könnte. Eine Anstellung von Ältesten ist deshalb nicht mehr möglich. Das heißt aber nicht, dass es keine Ältesten mehr gibt. In der Bibel wird häufiger von Ältesten gesprochen, ohne dass dabei erwähnt wird, dass sie offiziell angestellt waren (z. B. Apg 11,30; 1Tim 5,17; Jak 5,14; 1Pet 5,1; 2).

Das Wort „Älteste“ weist sowohl im Alten als auch im Neuen Testament auf jemanden hin, der eine gereifte Lebenserfahrung hat. In diesem Sinn gibt es glücklicherweise immer noch Älteste, wobei du auch an solche denken kannst, die führen, und an die Gnadengabe der Regierung (Apg 15,22; Röm 12,8; 1Kor 12,28; 1Thes 5,12; Heb 13,7; 17; 24). Sie alle haben zwar keine formale Autorität, du solltest dich ihnen jedoch unterordnen, wenn du merkst, dass sie diese Gabe haben und in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes handeln.

Tit 1,6. Dann folgen die Eigenschaften, die ein Ältester besitzen muss. Die erste Voraussetzung ist, dass ein Ältester „untadelig“ sein muss. Das bedeutet, dass gegen ihn keine Anklage erhoben und ihm nichts vorgeworfen werden kann. Der erste Bereich, für den das gilt, ist seine Ehe und Familie. Wenn er als Folge seines früheren Lebens in der Sünde mehr als eine Frau hatte, konnte er kein Ältester sein. Und wenn er Kinder hatte, mussten auch sie gläubig sein. Sie mussten jedoch nicht nur gläubig sein, sondern durften auch nicht als Geld verschwendende Genussmenschen bekannt sein, die von ihrem Vater nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten.

Es durfte deshalb nichts geben, was gegen die Familie eines Ältesten vorgebracht werden konnte. Denn wenn er nicht einmal seine eigene Familie richtig führen konnte, wie sollte er dann die Gemeinde führen können (1Tim 3,5)? Meinst du, das wäre zu viel erwartet? Es mag dir vielleicht so scheinen, aber du kannst doch auch nicht erwarten, dass Gott seine Anforderungen herabstuft und unserer Praxis anpasst. Sicher ist es eine Gnade, wenn die Kinder gläubig sind, denn Glauben kann man nicht vererben. Aber es gibt auch die Seite der menschlichen Verantwortung. Gott geht davon aus, dass in einer Familie, wo die Eltern gläubig sind, auch die Kinder gläubig sind. Es ist seine Absicht, jemanden mit seinem ganzen Haus zu erretten (Apg 16,31; Jos 2,18; 2Mo 12,3; 1Mo 6,18; 1Mo 7,1). Geistliche Führer sind dafür verantwortlich, bei ihren Kindern das Verlangen zu wecken, dem Herrn Jesus zu folgen.

Tit 1,7. Nach der Familie geht es um die persönlichen Qualitäten des Aufsehers. Merkst du, dass Paulus in Tit 1,5 über Älteste und in Tit 1,7 über Aufseher spricht? Wie bereits früher erwähnt (siehe die Erklärung zu 1. Timotheus 3,1–5), geht daraus hervor, dass Älteste und Aufseher dieselben Personen sind.

1. Als erstes persönliches Merkmal, abgesehen von der Familie, wird erneut gesagt, dass es nichts geben darf, dessen ein Aufseher bezichtigt werden könnte.
2. Weiter muss er sich darüber im Klaren sein, dass es um eine Aufgabe im Haus Gottes geht. Er ist dort Verwalter und nicht Eigentümer. Ihm ist etwas zur Verwaltung anvertraut worden, was einem anderen, nämlich Gott, gehört. Für seinen Umgang damit ist er Ihm deshalb auch verantwortlich.
3. Wenn der Aufseher sich dessen bewusst ist, wird er sich nicht anmaßend verhalten. Er wird keine Autorität beanspruchen und keinen Gehorsam fordern, ohne dass nach dem Grund dafür gefragt werden dürfte.
4. Er wird anderen das Recht zugestehen, dass man ihnen erklärt, warum etwas gut ist oder nicht. Wenn Fragen aufkommen, wird er nicht wie von einer Wespe gestochen aufbrausend reagieren, selbst wenn er dahinter böse Absichten vermutet. Er lässt sich nicht schnell zum Zorn reizen, sondern kann sich gut beherrschen.
5. Diese Selbstbeherrschung zeigt er auch im Blick auf seine Gelüste. Er lässt sich nicht vom Alkohol verleiten. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man gelegentlich ein Glas Wein trinkt (1Tim 5,23). Verkehrt ist es allerdings, wenn man süchtig danach wird.
6. Ein Aufseher ist auch kein Schläger. Es geht ihm nicht darum, über andere zu herrschen, weder mit den Fäusten noch mit dem Mund.
7. Auch übt er sein Amt nicht aus, um daraus finanziellen Vorteil zu ziehen.

Tit 1,8. Nach den sieben Kennzeichen in Tit 1,7 (von denen sechs negativ sind), stellt Paulus Titus in den Tit 1,8-9 sieben positive Kennzeichen vor. Christsein ist nicht durch das Fehlen von negativen Dingen gekennzeichnet, sondern durch das Vorhandensein von positiven Dingen, die es weiterzuentwickeln gilt. Statt eigene Interessen zu verfolgen und auf eigenen Vorteil bedacht zu sein, geht es dem Ältesten darum, für andere da zu sein.
1. Das zeigt sich in erster Linie in Gastfreundschaft. Er lädt nicht nur Freunde zum Kaffee ein, sondern hat ein offenes Herz für hilfsbedürftige Gläubige, die ihm vielleicht sogar unbekannt sind.
2. Als jemand, der das Gute liebt (oder ein Freund der Guten ist), hat er ein Herz, das für alles weit offen steht, was gut und nützlich ist. Das lässt ihn nicht leichtsinnig werden und macht ihn nicht zu jemandem, der sich ohne Unterschied für alles leicht erwärmen lässt.
3. Er verhält sich sittsam oder besonnen und ist ausgeglichen in seinen Ansichten und in seinem Handeln.
4. Anderen gegenüber verhält er sich gerecht und ist im Umgang mit ihnen ehrlich und aufrichtig.
5. Er ist fromm (oder heilig), d. h., es geht ihm in allem um die Ehre Gottes und er lebt in Ehrfurcht vor Ihm.
6. Was ihn selbst angeht, so ist er enthaltsam. Das ist mehr, als nur Mäßigung beim Trinken zu zeigen. Gemeint ist, dass er sich selbst beherrschen kann und seine Wünsche oder Gelüste im Griff hat.

Ein Ältester muss also in Bezug auf seine Mitmenschen gerecht, in Bezug auf Gott heilig und in Bezug auf sich selbst enthaltsam oder selbstbeherrscht sein.

Tit 1,9. Ein Ältester wird es auch mit „Widersprechenden“ zu tun bekommen, vor allem von jüdischer Seite („die aus der Beschneidung“, Tit 1,10). Diese Leute sind überall und ständig dabei, sich der Wahrheit zu widersetzen. Auf listige Weise versuchen sie, die Menschen gedanklich zu verwirren. Der Aufseher sollte nicht versuchen, diesen Menschen mit seinen eigenen Worten zu widerstehen, sondern mit einem Wort, das mit der Lehre des Apostels in Übereinstimmung ist. Er sollte ermahnen und überführen oder widerlegen mit dem Wort Gottes, das allein wirklich zuverlässig ist, weil es von Gott kommt. Es war das Wort, das Paulus weitergegeben hatte. Der Aufseher hat zwar Autorität, steht aber selbst auch unter Autorität, nämlich unter der Autorität des Wortes Gottes, das der Apostel gelehrt hatte. Dieses Wort wird als die „gesunde Lehre“ bezeichnet. Es ist in sich selbst gesund und nicht mit fremden, menschlichen Gedanken vermischt. Es ist auch gesund in seiner Auswirkung. Wenn du darauf hörst, wirst du dadurch gesund im Glauben.

Lies noch einmal Titus 1,5–9.

Frage oder Aufgabe: Welche Eigenschaften sollten nach deiner Meinung in deinem Leben noch mehr zu sehen sein? Was kannst du dazu tun?

Verse 10-16

Falsche Lehrer


Tit 1,10. Paulus hatte auf Kreta eine sehr gesegnete Arbeit getan. In vielen Städten waren Gemeinden entstanden. Doch wo der Herr am Werk ist, wird auch der Satan aktiv. Der Widersacher hatte nicht nur einige wenige Betrüger in die Gemeinden eingeschleust, um die Arbeit zu zerstören, sondern viele. Das ist der Grund, warum formale Autorität auf Kreta so nützlich und notwendig war. Diese vielen „Betrüger“ waren Personen, die getauft waren und sich als Christen bekannten. Sie hatten ihren Platz in der Gemeinde bekommen. Doch sie waren Wölfe in Schafskleidern. Sie widerstanden öffentlich der Wahrheit, die Gott offenbart und die Paulus gepredigt hatte. Ihr Auftreten gegen die gesunde Lehre offenbarte ihre Widerspenstigkeit und ihre betrügerische Haltung. Diese Leute respektierten in keiner Weise Autorität.

Paulus nennt sie darüber hinaus auch noch „Schwätzer“, die nur inhaltsloses Zeug von sich gaben, das zu nichts Gutem führte. Möglicherweise waren es wortgewaltige und redegewandte Leute. Gläubige, denen geistliche Einsicht fehlte, konnten durch dieses Geschwätz verführt werden. Und genau darum ging es ihnen. Es waren Betrüger, die die Gläubigen in ihren Gedanken hinters Licht führten, sie verführten und auf Abwege brachten. Es waren keine Leute, die aufrichtig glaubten, dass sie Recht hatten, sondern Schwindler, die die Gläubigen innerlich verwirrten.

Der größte Teil dieser falschen Lehrer kam „aus der Beschneidung“, also aus dem Judentum. Es waren Christen, die ursprünglich beschnittene Juden waren. Sie waren nie wirklich vom Gesetz frei geworden und versuchten nun, den Christen auf Kreta das Gesetz aufzuerlegen. Auch heute gibt es viele solche Menschen in einer Christenheit, in der es im Gottesdienst so viele jüdische Elemente gibt, die aus dem Alten Testament entlehnt sind. Durch die Christenheit weht ein judaistischer Geist des Formalismus und der Gesetzlichkeit. Es widerspricht aber dem Geist der Schrift, wenn man Elemente des jüdischen Gottesdienstes, insbesondere das Gesetz, einführt.

Das hat in der frühen Gemeinde zu einer Streitfrage geführt, die auf einer Versammlung der Apostel in Jerusalem geklärt wurde (Apg 15,5-10). Dort wurde festgestellt, dass den Gläubigen „aus den Nationen“ das Gesetz nicht auferlegt werden dürfte. Das Gesetz kann für einen Christen nicht die Lebensregel sein. Du bist allerdings nicht gesetzlich, wenn du in Bezug auf dich selbst streng bist, dem anderen aber Freiheit lässt, wo die Schrift etwas nicht ausdrücklich als Sünde bezeichnet. Gesetzlich wirst du erst dann, wenn du deine Lebensregeln andern auferlegst.

Tit 1,11. Gesetzlichkeit muss radikal bekämpft werden, denn sie zieht sich durch ganze Familien hindurch. Auch im Brief an die Galater tritt Paulus ganz entschieden gegen solche falschen Brüder auf (Gal 2,4; 5). Ihre Lehre taugt nichts und wird aus bösen Motiven verkündet. Hier fordert Paulus allgemein („man“) – und damit auch dich – dazu auf, ihnen den Mund zu stopfen. „Den Mund stopfen“ bedeutet, ihnen etwas auf den Mund zu geben, ihnen also einen Maulkorb zu verpassen, so dass sie nichts Böses mehr anrichten können. Das bedeutet, dass man ihnen Schweigen auferlegt. Das kann aber nur durch die Kraft des Wortes Gottes und seinen Geist geschehen (vgl. Mt 22,34).

Falschen Lehrern und ihrer Lehre gegenüber darfst du keine passive Haltung einnehmen. Wenn sie erst einmal Eingang in eine Familie gefunden haben, weil sich in dieser Familie z. B. ein Familienmitglied ihnen angeschlossen hat, wird das die ganze Familie zerrütten. Sie stiften Verwirrung in Bezug auf die gesunde Lehre und ruinieren dadurch ganze Familien. Das dahinterstehende Motiv war Geldliebe (vgl. Apg 20,33).

Tit 1,12. Diese jüdischen Irrlehrer fanden durch den verdorbenen Volkscharakter der Kreter leicht Eingang. Wenn jemand zum Glauben kommt, gehört er grundsätzlich nicht mehr zu einem bestimmten Volk. Dennoch trägt er den Volkscharakter mit seinen schlechten Eigenschaften noch in sich. Er muss stets auf der Hut sein, dass sich dieser nicht wieder Geltung verschafft. Paulus weist Titus darauf hin. Es war nötig, standhaft zu bleiben und sich den Äußerungen dieses schlechten Volkscharakters mit Autorität zu widersetzen, damit die Gläubigen gesund im Glauben blieben.

Was Paulus hier über ihren Volkscharakter sagt, das sah nicht nur er so, sondern das wurde von einem ihrer eigenen Propheten (einem gewissen Epimenides) bestätigt. Der behauptete unumwunden, dass Kreter immer lügen würden. Ihre Verlogenheit war geradezu sprichwörtlich. Reden wie ein Kreter bedeutet lügen. Ihr eigener Prophet verglich sie auch mit einem bösen wilden Tier. Ein solches Tier will keine Zügel, denn es ist von Natur aus widerspenstig. Es will zubeißen und neigt zu Grausamkeiten. Ein fauler Bauch denkt an nichts anderes als an die Befriedigung seiner eigenen niedrigsten Bedürfnisse. Er ist unbeherrschbar fresssüchtig. Paulus unterstreicht, dass das, was ihr eigener Prophet gesagt hat, wahr ist. Obwohl Epimenides kein Prophet Gottes war, bestätigt Gott sein Zeugnis durch den Mund von Paulus.

Tit 1,13. Die falschen Lehrer wurden in ihren bösen Praktiken durch diesen verderblichen Volkscharakter geleitet. Paulus wusste, wovon er sprach. Während seines Aufenthaltes auf Kreta hatte er erfahren, wie schwierig diese Menschen waren. Deshalb drängt er Titus, gegen den Ausbruch dieses Volkscharakters in der Gemeinde entschieden vorzugehen. Ziel eines solchen Vorgehens war, dass sie gesund im Glauben wären.

Tit 1,14. Paulus verbindet mit einem solchen Vorgehen noch ein weiteres Ziel: Titus sollte Phantasievorstellungen oder Mythen, menschliche Regelungen und Überlieferungen entschieden verurteilen. Das sind schreckliche Plagen in der Gemeinde Gottes, die Ihn zur Eifersucht reizen und im Widerspruch zu seiner Gnade stehen, weil sie den Menschen erheben. Das galt für die Gläubigen auf Kreta, und das gilt für alle Gläubigen überall auf der Welt. In erster Linie geht es dabei um jüdische Fabeln. Damit sind allerlei Phantasievorstellungen und Märchen über den Ursprung von Geistwesen wie Engel und Dämonen gemeint. Das alles ist jedoch reine Spekulation ohne das geringste Körnchen Wahrheit. Es mag vielleicht ganz interessant scheinen, und es werden ganze Bücher darüber geschrieben, die dann auch noch eine Leserschaft finden. Um jedoch im Glauben gesund zu sein, müssen Gläubige sich davon abwenden. Man sollte dem keine Beachtung schenken, sondern es völlig ignorieren.

An zweiter Stelle geht es um „Gebote von Menschen“. Menschliche Gebote stellen den Menschen in den Mittelpunkt und reden ihm ein, er könne sich durch das Halten bestimmter Bräuche und Rituale sein Heil verdienen. Das kann dadurch geschehen, dass man einem Gebot Gottes etwas hinzufügt oder ein Gebot Gottes verdreht. Jüdische Schriftgelehrte waren darin Meister. Daher vernachlässigten die Menschen das Gebot Gottes, während sie die Überlieferungen der Menschen hielten (Mk 7,5-13). In beiden Fällen wendet man sich von der Wahrheit ab (vgl. 2Tim 4,3; 4). Du findest das heute in vielen protestantischen Kirchen, wo menschliche Bestimmungen (Prediger, vorprogrammierter Gottesdienst) eine große Rolle spielen, während es im Katholizismus mehr um Überlieferungen geht (Fabeln, Mystik und Götzendienst).

Tit 1,15. Im Christentum gibt es außer der Taufe und dem Abendmahl keine äußeren Bräuche. Es kommt auf das Innere an (1Sam 16,7; Ps 51,8). Wer innerlich rein ist, kann alle Dinge gebrauchen, ohne dabei Angst haben zu müssen, sich dadurch zu verunreinigen. Er lässt sich dabei nicht durch fleischliches Begehren leiten, sondern durch die Liebe (Röm 14,20). „Alles“ bedeutet natürlich nicht moralisch verwerfliche Dinge, sondern äußere Dinge wie Essen und Trinken. Nichts davon ist in sich selbst unrein (Röm 14,4; 1Tim 4,4). Wer aber durch Sünde befleckt oder ein Ungläubiger ist, beschmutzt alles, was er anrührt. Das liegt daran, dass sowohl sein Verstand als auch sein Wille und alle seine Wünsche und Absichten befleckt und beschmutzt sind. Das gilt auch für sein Gewissen, sein inneres Bewusstsein. Ein solcher Mensch hat die Fähigkeit verloren, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wo Gesinnung und Gewissen befleckt sind, kann es keine Reinheit geben.

Tit 1,16. Hier geht es nicht um solche, die öffentlich abfallen. Diese Menschen behaupteten, dass sie alles über Gott wüssten, und hatten sich so in die Reihen der Gläubigen eingeschlichen. Doch Bekenntnis und Praxis standen bei diesen Menschen im Widerspruch zueinander. Wenn man beobachtete, was sie taten, dann hatte das mit Gott nichts zu tun. Dass sie so Gott durch ihre Taten verleugneten, machte sie abscheulich. Das Wort „abscheulich“ wird auch für Götzenbilder gebraucht und dann mit „Gräuel“ übersetzt (Mt 24,15; Mk 13,14). Hier besteht ein enger Zusammenhang mit dem Auftreten des Antichrists. Diese falschen Lehrer atmeten seinen Geist. Ein weiteres Kennzeichen ist ihr Ungehorsam gegenüber Gott und seiner Wahrheit. Sie wollen sich nicht davor beugen, sondern widersetzen sich dagegen. Von solchen Menschen kann man kein einziges gutes Werk (d. h. nichts Nützliches) erwarten. Sie sind dazu völlig unfähig.

Lies noch einmal Titus 1,10–16.

Frage oder Aufgabe: Woran kannst du falsche Lehrer erkennen, und wie kannst du dich vor ihrem Einfluss schützen?

Verse 10-16

Falsche Lehrer


Tit 1,10. Paulus hatte auf Kreta eine sehr gesegnete Arbeit getan. In vielen Städten waren Gemeinden entstanden. Doch wo der Herr am Werk ist, wird auch der Satan aktiv. Der Widersacher hatte nicht nur einige wenige Betrüger in die Gemeinden eingeschleust, um die Arbeit zu zerstören, sondern viele. Das ist der Grund, warum formale Autorität auf Kreta so nützlich und notwendig war. Diese vielen „Betrüger“ waren Personen, die getauft waren und sich als Christen bekannten. Sie hatten ihren Platz in der Gemeinde bekommen. Doch sie waren Wölfe in Schafskleidern. Sie widerstanden öffentlich der Wahrheit, die Gott offenbart und die Paulus gepredigt hatte. Ihr Auftreten gegen die gesunde Lehre offenbarte ihre Widerspenstigkeit und ihre betrügerische Haltung. Diese Leute respektierten in keiner Weise Autorität.

Paulus nennt sie darüber hinaus auch noch „Schwätzer“, die nur inhaltsloses Zeug von sich gaben, das zu nichts Gutem führte. Möglicherweise waren es wortgewaltige und redegewandte Leute. Gläubige, denen geistliche Einsicht fehlte, konnten durch dieses Geschwätz verführt werden. Und genau darum ging es ihnen. Es waren Betrüger, die die Gläubigen in ihren Gedanken hinters Licht führten, sie verführten und auf Abwege brachten. Es waren keine Leute, die aufrichtig glaubten, dass sie Recht hatten, sondern Schwindler, die die Gläubigen innerlich verwirrten.

Der größte Teil dieser falschen Lehrer kam „aus der Beschneidung“, also aus dem Judentum. Es waren Christen, die ursprünglich beschnittene Juden waren. Sie waren nie wirklich vom Gesetz frei geworden und versuchten nun, den Christen auf Kreta das Gesetz aufzuerlegen. Auch heute gibt es viele solche Menschen in einer Christenheit, in der es im Gottesdienst so viele jüdische Elemente gibt, die aus dem Alten Testament entlehnt sind. Durch die Christenheit weht ein judaistischer Geist des Formalismus und der Gesetzlichkeit. Es widerspricht aber dem Geist der Schrift, wenn man Elemente des jüdischen Gottesdienstes, insbesondere das Gesetz, einführt.

Das hat in der frühen Gemeinde zu einer Streitfrage geführt, die auf einer Versammlung der Apostel in Jerusalem geklärt wurde (Apg 15,5-10). Dort wurde festgestellt, dass den Gläubigen „aus den Nationen“ das Gesetz nicht auferlegt werden dürfte. Das Gesetz kann für einen Christen nicht die Lebensregel sein. Du bist allerdings nicht gesetzlich, wenn du in Bezug auf dich selbst streng bist, dem anderen aber Freiheit lässt, wo die Schrift etwas nicht ausdrücklich als Sünde bezeichnet. Gesetzlich wirst du erst dann, wenn du deine Lebensregeln andern auferlegst.

Tit 1,11. Gesetzlichkeit muss radikal bekämpft werden, denn sie zieht sich durch ganze Familien hindurch. Auch im Brief an die Galater tritt Paulus ganz entschieden gegen solche falschen Brüder auf (Gal 2,4; 5). Ihre Lehre taugt nichts und wird aus bösen Motiven verkündet. Hier fordert Paulus allgemein („man“) – und damit auch dich – dazu auf, ihnen den Mund zu stopfen. „Den Mund stopfen“ bedeutet, ihnen etwas auf den Mund zu geben, ihnen also einen Maulkorb zu verpassen, so dass sie nichts Böses mehr anrichten können. Das bedeutet, dass man ihnen Schweigen auferlegt. Das kann aber nur durch die Kraft des Wortes Gottes und seinen Geist geschehen (vgl. Mt 22,34).

Falschen Lehrern und ihrer Lehre gegenüber darfst du keine passive Haltung einnehmen. Wenn sie erst einmal Eingang in eine Familie gefunden haben, weil sich in dieser Familie z. B. ein Familienmitglied ihnen angeschlossen hat, wird das die ganze Familie zerrütten. Sie stiften Verwirrung in Bezug auf die gesunde Lehre und ruinieren dadurch ganze Familien. Das dahinterstehende Motiv war Geldliebe (vgl. Apg 20,33).

Tit 1,12. Diese jüdischen Irrlehrer fanden durch den verdorbenen Volkscharakter der Kreter leicht Eingang. Wenn jemand zum Glauben kommt, gehört er grundsätzlich nicht mehr zu einem bestimmten Volk. Dennoch trägt er den Volkscharakter mit seinen schlechten Eigenschaften noch in sich. Er muss stets auf der Hut sein, dass sich dieser nicht wieder Geltung verschafft. Paulus weist Titus darauf hin. Es war nötig, standhaft zu bleiben und sich den Äußerungen dieses schlechten Volkscharakters mit Autorität zu widersetzen, damit die Gläubigen gesund im Glauben blieben.

Was Paulus hier über ihren Volkscharakter sagt, das sah nicht nur er so, sondern das wurde von einem ihrer eigenen Propheten (einem gewissen Epimenides) bestätigt. Der behauptete unumwunden, dass Kreter immer lügen würden. Ihre Verlogenheit war geradezu sprichwörtlich. Reden wie ein Kreter bedeutet lügen. Ihr eigener Prophet verglich sie auch mit einem bösen wilden Tier. Ein solches Tier will keine Zügel, denn es ist von Natur aus widerspenstig. Es will zubeißen und neigt zu Grausamkeiten. Ein fauler Bauch denkt an nichts anderes als an die Befriedigung seiner eigenen niedrigsten Bedürfnisse. Er ist unbeherrschbar fresssüchtig. Paulus unterstreicht, dass das, was ihr eigener Prophet gesagt hat, wahr ist. Obwohl Epimenides kein Prophet Gottes war, bestätigt Gott sein Zeugnis durch den Mund von Paulus.

Tit 1,13. Die falschen Lehrer wurden in ihren bösen Praktiken durch diesen verderblichen Volkscharakter geleitet. Paulus wusste, wovon er sprach. Während seines Aufenthaltes auf Kreta hatte er erfahren, wie schwierig diese Menschen waren. Deshalb drängt er Titus, gegen den Ausbruch dieses Volkscharakters in der Gemeinde entschieden vorzugehen. Ziel eines solchen Vorgehens war, dass sie gesund im Glauben wären.

Tit 1,14. Paulus verbindet mit einem solchen Vorgehen noch ein weiteres Ziel: Titus sollte Phantasievorstellungen oder Mythen, menschliche Regelungen und Überlieferungen entschieden verurteilen. Das sind schreckliche Plagen in der Gemeinde Gottes, die Ihn zur Eifersucht reizen und im Widerspruch zu seiner Gnade stehen, weil sie den Menschen erheben. Das galt für die Gläubigen auf Kreta, und das gilt für alle Gläubigen überall auf der Welt. In erster Linie geht es dabei um jüdische Fabeln. Damit sind allerlei Phantasievorstellungen und Märchen über den Ursprung von Geistwesen wie Engel und Dämonen gemeint. Das alles ist jedoch reine Spekulation ohne das geringste Körnchen Wahrheit. Es mag vielleicht ganz interessant scheinen, und es werden ganze Bücher darüber geschrieben, die dann auch noch eine Leserschaft finden. Um jedoch im Glauben gesund zu sein, müssen Gläubige sich davon abwenden. Man sollte dem keine Beachtung schenken, sondern es völlig ignorieren.

An zweiter Stelle geht es um „Gebote von Menschen“. Menschliche Gebote stellen den Menschen in den Mittelpunkt und reden ihm ein, er könne sich durch das Halten bestimmter Bräuche und Rituale sein Heil verdienen. Das kann dadurch geschehen, dass man einem Gebot Gottes etwas hinzufügt oder ein Gebot Gottes verdreht. Jüdische Schriftgelehrte waren darin Meister. Daher vernachlässigten die Menschen das Gebot Gottes, während sie die Überlieferungen der Menschen hielten (Mk 7,5-13). In beiden Fällen wendet man sich von der Wahrheit ab (vgl. 2Tim 4,3; 4). Du findest das heute in vielen protestantischen Kirchen, wo menschliche Bestimmungen (Prediger, vorprogrammierter Gottesdienst) eine große Rolle spielen, während es im Katholizismus mehr um Überlieferungen geht (Fabeln, Mystik und Götzendienst).

Tit 1,15. Im Christentum gibt es außer der Taufe und dem Abendmahl keine äußeren Bräuche. Es kommt auf das Innere an (1Sam 16,7; Ps 51,8). Wer innerlich rein ist, kann alle Dinge gebrauchen, ohne dabei Angst haben zu müssen, sich dadurch zu verunreinigen. Er lässt sich dabei nicht durch fleischliches Begehren leiten, sondern durch die Liebe (Röm 14,20). „Alles“ bedeutet natürlich nicht moralisch verwerfliche Dinge, sondern äußere Dinge wie Essen und Trinken. Nichts davon ist in sich selbst unrein (Röm 14,4; 1Tim 4,4). Wer aber durch Sünde befleckt oder ein Ungläubiger ist, beschmutzt alles, was er anrührt. Das liegt daran, dass sowohl sein Verstand als auch sein Wille und alle seine Wünsche und Absichten befleckt und beschmutzt sind. Das gilt auch für sein Gewissen, sein inneres Bewusstsein. Ein solcher Mensch hat die Fähigkeit verloren, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wo Gesinnung und Gewissen befleckt sind, kann es keine Reinheit geben.

Tit 1,16. Hier geht es nicht um solche, die öffentlich abfallen. Diese Menschen behaupteten, dass sie alles über Gott wüssten, und hatten sich so in die Reihen der Gläubigen eingeschlichen. Doch Bekenntnis und Praxis standen bei diesen Menschen im Widerspruch zueinander. Wenn man beobachtete, was sie taten, dann hatte das mit Gott nichts zu tun. Dass sie so Gott durch ihre Taten verleugneten, machte sie abscheulich. Das Wort „abscheulich“ wird auch für Götzenbilder gebraucht und dann mit „Gräuel“ übersetzt (Mt 24,15; Mk 13,14). Hier besteht ein enger Zusammenhang mit dem Auftreten des Antichrists. Diese falschen Lehrer atmeten seinen Geist. Ein weiteres Kennzeichen ist ihr Ungehorsam gegenüber Gott und seiner Wahrheit. Sie wollen sich nicht davor beugen, sondern widersetzen sich dagegen. Von solchen Menschen kann man kein einziges gutes Werk (d. h. nichts Nützliches) erwarten. Sie sind dazu völlig unfähig.

Lies noch einmal Titus 1,10–16.

Frage oder Aufgabe: Woran kannst du falsche Lehrer erkennen, und wie kannst du dich vor ihrem Einfluss schützen?

Bibliographical Information
de Koning, Ger. Commentaar op Titus 1". "Kingcomments op de hele Bijbel". https://www.studylight.org/commentaries/ger/kng/titus-1.html. 'Stichting Titus' / 'Stichting Uitgeverij Daniël', Zwolle, Nederland. 2021.
 
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